THGA-Forscher entwickeln System für eine bessere Arbeitsergonomie.
Bochum, 04. Juli 2018. Dicke Schrauben, Kugellager, Stahlhülsen: Daniel Szczebiot steht an der Werkbank und montiert Schritt für Schritt ein schweres Getriebe. Das sieht nach harter Arbeit aus. Wie hart, das lässt sich jetzt mit einem neuen System erfassen. Denn jeder Handgriff des Elektrotechnik-Studenten wird genauestens beobachtet – von „Open pose“, einer Software, mit der sich Bewegungen bis ins Detail analysieren lassen. Forscher der Technischen Hochschule Georg Agricola (THGA) haben diese Technik jetzt weiterentwickelt, um damit die Ergonomie von Arbeitsabläufen und -plätzen zu bewerten. So können sie live sehen, wie beschwerlich oder umständlich eine Bewegung ist und wie sie optimiert werden kann.
„Das Besondere ist, dass wir alle Parameter in Echtzeit messen und analysieren können. Bisher war es nämlich sehr aufwendig und langwierig, Bewegungsabläufe zu erheben und auszuwerten“, erklärt Prof. Dr. Gereon Kortenbruck von der THGA. Ein buntes Strichmännchen, das sich über das reale Bild legt, hilft den Forschern bei der Visualisierung: „Jede Farbe steht für einen anderen Knochen bzw. Körperbereich. Die Punkte kennzeichnen die Gelenke. Die Abstände zueinander geben uns Aufschluss über die Körperhaltung, die Arbeitsleistung und somit auch über die jeweilige Belastung.“
System erfasst Zeitaufwand für einzelne Arbeitsschritte
Auch wieviel Zeit pro verrichtetem Arbeitsschritt benötigt wird, kann das System erfassen, erklärt Daniel Szczebiot. Der 26-Jährige hat lange getüftelt, bis alle Algorithmen richtig programmiert waren: „Das war schon teilweise knifflig und zeitaufwändig neben Job und Studium. Aber wenn der Durchbruch dann irgendwann kommt, ist die Begeisterung riesig.“
Mit dem neuen System haben die THGA-Experten ein Werkzeug an der Hand, um Arbeitssituationen individuell zu verbessern: „Vor allem in der Industrie können ein ergonomischer Arbeitsplatz und vereinfachte Abläufe die Gesundheit schützen und damit Krankheitsausfällen vorbeugen, die etwa auf Haltungsfehler zurückzuführen sind“, sagt Professor Kortenbruck. „Auch eine frühzeitige Ermüdung lässt sich feststellen, der man gegebenenfalls entgegenwirken kann – und zwar präventiv durch Hilfsmittel oder eine neugestaltete Arbeitsumgebung. Schließlich sind gesunde, zufriedene Beschäftigte interessant für die Unternehmen.“
“Open Pose” wertet auch historisches Filmmaterial aus
Selbst historisches Filmmaterial lässt sich im Nachhinein mit „Open pose“ noch auswerten: „So können wir sogar in der Rückschau nachvollziehen, wie beschwerlich die Arbeit unter Tage gewesen sein muss – zumindest ansatzweise“, sagt Kortenbruck. „Besonders ergonomisch war das nämlich sicher nicht: stundenlang in gebückter Haltung mit Spitzhacke oder Presslufthammer.“
Ihre Ideen stellen die THGA-Experten auch auf dem Kongress „Data Science Ruhrgebiet“ am 5.-6. Juli 2018 in der Bochumer „Rotunde“ vor. Auf dem Netzwerktreffen, organisiert vom B-O-IT, kommen Hochschulen und Unternehmen zusammen, um sich über den effizienten Umgang mit großen Datenmengen auszutauschen.
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TH Georg Agricola
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