FH Südwestfalen: Individuelle Blühmischungen als Lebensraum für nützliche Insekten
Soest, 17. September 2021. Gefühlt war der Sommer 2021 in Deutschland zu kühl und zu nass. Simon
Blümel beklagt sich nicht über das regenreiche Wetter, im Gegenteil. Der Doktorand arbeitet am Forschungsprojekt „Attraktivität von Blühstreifen für Honigbiene, Wildbienen und Nützlinge landwirtschaftlicher Kulturpflanzen“, kurz: NuBiBlü.
Ziel des Projektes ist es, einen lebenswerten Raum für nützliche Insekten zu schaffen, die einen aktiven und ganz natürlichen Beitrag für den Pflanzenschutz leisten können. Der Regen hat den Pflanzen gutgetan und damit ideale Lebensbedingungen für erwünschte Insekten geschaffen.
Viel Bewegung am Feldrand und mittendrin
Das bezieht sich auf das Krabbeln und Fliegen von Nützlingen ebenso wie die Einsicht vieler Landwirt*innen, bestimmte Insekten für sich arbeiten zu lassen. Für die Schwebfliege zum Beispiel steht die Blattlaus auf dem Speiseplan. Die Fliegen suchen gezielt Blattlauskolonien auf und legen dort ihre Eier ab. Schlüpfen die Larven, finden diese ausreichend Futter vor. Durch ihren natürlichen „Lebensstil“ hilft das Insekt auf diese Weise, Pflanzenschutzmittel einzusparen. „Wir müssen uns also fragen, welche Kultur wird angebaut, welche Schädlinge können der Nutzpflanze schaden und welche natürlichen Feinde der Schädlinge müssen wir mit für sie attraktiven Pflanzen anlocken“, erklärt Simon Blümel das komplexe Vorhaben. Dabei spielen weitere Parameter wie Bodenbeschaffenheit, Klima, Zusammensetzung der Blühstreifenmischung und Zeitpunkt der Aussaat eine entscheidende Rolle.
Zahlreiche Variationen je nach Präferenz
Das Forschungsteam unter der Leitung von Prof. Dr. Verena Haberlah-Korr hat vier verschiedene Mischungen an verschiedenen Standorten im Kreis Soest ausgesät. Untersuchungen haben gezeigt, dass die Bedingungen für weißen Steinklee beispielsweise auf schwerem, lehmigen Boden besser sind, als in Regionen mit leichterem Sandboden. Eine Blütenmischung besteht aus mehreren Pflanzenarten, so Blümel: „Wir haben besonders erwünschte Insekten wie Marienkäfer, Schwebfliegen, Schlupfwespen, Laufkäfer, Webspinnen, Raubwanzen und Florfliegen im Blick. Diese haben jeweils ganz unterschiedliche Ansprüche. Je mehr wir also über die Präferenzen dieser Tiere in Erfahrung bringen, desto besser. Es macht auch teilweise Sinn, die Streifen nach dem Verblühen stehen zu lassen, denn einige Insekten überwintern in den Stängeln.“
Zwar ist Biodiversität nicht das oberste Ziel von NuBiBlü – Artenschutz und Artenvielfalt stehen im Fokus weiterer Forschungsprojekte an der FH – dennoch beobachten Blümel und Kolleg*innen mit Freude, dass der Markt für Pflanzenmischungen parallel zum Bewusstsein in der Bevölkerung, Insekten etwas Gutes tun zu wollen, wächst.
Regelmäßiger Einsatz mit modernem Equipment
Um herauszufinden, welche Mischung aus pflanzenschutztechnischer Sicht die erfolgversprechendste ist, streifen die Wissenschaftler alle zehn Tage mit Streifnetzkeschern durch die verschiedenen, ca. 0,6 ha großen Versuchsflächen und zählen anschließend jene Insekten, die in der Vegetation leben. Zum Vergleich der unterschiedlichen Mischungen wird auch die Insektendichte der auf dem Boden lebenden Organismen bestimmt. Dazu kommen Bodenfallen zum Einsatz.
Eine weitere Arbeitsgruppe unter der Leitung von Prof. Dr. Martin Ziron filmt ca. 1 Quadratmeter große Flächen mit GoPro-Kameras und dokumentiert den Insektenflug von Bienen, Schwebfliegen und Tagfaltern. Auch hier zeigt der Vergleich der Pflanzenmischungen unterschiedliche Ergebnisse. Blümels Zwischenfazit: „Den ‘Superblühstreifen’ wird es nie geben, dazu gibt es einfach zu viele Insektenarten mit unterschiedlichen Ansprüchen und verschiedene Interessen von Biodiversität bis hin zu ökonomischen Beweggründen. Eine gute Beratung ist sicher hilfreich, eine Blühmischung für den jeweiligen Standort und Zweck zu finden.“
Förderung
Das Forschungsprojekt NuBiBlü wird von Mitarbeiter*innen des Fachbereichs Agrarwirtschaft der FH Südwestfalen in Kooperation mit der Feldsaaten Freudenberger GmbH & Co. KG sowie der Landwirtschaftskammer Nordrhein- Westfalen durchgeführt. Das Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen (MULNV) fördert das Projekt.
FH Südwestfalen
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