Hochschule Niederrhein erhält Förderung zu Projekt der systematischen Bilderfassung.
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Mönchengladbach, 13. März 2018. Dr. Theodor Maria Bardmann, Professor für Medienkommunikation an der Hochschule Niederrhein, wird von der VolkswagenStiftung im Rahmen der Initiative „Opus magnum“ gefördert. Die Stiftung finanziert für drei Semester eine Vertretungsprofessur und fördert somit zum einen den wissenschaftlichen Nachwuchs, zum anderen gibt sie Professor Bardmann die Gelegenheit, eine größere Arbeit zu einer bislang unbearbeiteten Thematik zu verfassen. Bardmann gehört zu den wenigen Professoren einer Hochschule für angewandte Wissenschaften, denen diese Förderung zugute kommt.
Die Bilder der Gesellschaft
Sein Vorhaben ist ambitioniert: Unter dem Arbeitstitel „Die Bilder der Gesellschaft“ möchte Bardmann dazu beitragen, die Flut von Bildern, die täglich medial oder privat verbreitet werden, systematisch zu erfassen. Seine Fragestellung: Wie lassen sich die Massen an Fotografien, die in unserer global medialisierten Welt kursieren, sortieren und theoretisch sinnvoll zuordnen? „Dazu gibt es bislang keinen brauchbaren Ansatz“, sagt Bardmann. „Und das, obwohl Kommunikation heute zunehmend über Bilder läuft. Bilder sind enorm wirkmächtig. Sie können Kriege oder Terrorakte auslösen. Sie können Hass verbreiten oder Verehrung hervorrufen. Sie können begeistern oder entmutigen. Sie können aufklären und sie können lügen.“
Um Bilder in ihrer Wirkmächtigkeit realistisch einzuschätzen, so Bardmanns These, müsse man den gesellschaftlichen Kontext, in dem sie erstellt werden und ihre Wirkung entfalten, in den Blick nehmen. So hat das historische Foto einer Familie in den 1920er Jahren im Kontext „Familie“ eine ganz andere Aussage als im Kontext „Mode“, in dem es betrachtet werden könnte, um sich darüber zu informieren, wie Menschen zu besonderen Anlässen in dieser Zeit gekleidet waren. Anlehnend an die Gesellschaftstheorie Niklas Luhmanns möchte Bardmann eine Systematik entwickeln, um Bilder vor dem Hintergrund ihres jeweiligen gesellschaftlichen Kontextes zu diskutieren.
Bilder in gesellschaftliche Zusammenhänge bringen
„Der traditionellen Ikonografie ging es darum, die Bedeutung eines Bildes am Bild selbst festzumachen. Heute geht es verstärkt um den Blick des Beobachters auf das Bild. Der Beobachter hebt das Bild heraus aus der bloßen Materialität in eine subjektive Sinnhaftigkeit“, sagt Bardmann. Mit anderen Worten: Erst der Beobachter gibt dem Foto seinen – dann freilich ganz subjektiven – Sinn. Wenn wir uns an den Beobachter halten, stoßen Milliarden Fotos auf Milliarden subjektive Sichtweisen. Um den Überblick zu behalten, reicht deshalb eine Befragung des Bildes oder eine Beobachtung der Beobachter nicht aus.
„Wir müssen den Blick zusätzlich auf gesellschaftliche Zusammenhänge richten, in denen die Bilder kursieren und funktionieren“, sagt Bardmann. Auf diese Weise will er seine Bildtheorie mit der Theorie Luhmanns, nach der unsere Gesellschaft ein „umfassendes soziales System“ darstellt, „das sich in unterschiedliche Funktionszusammenhänge differenziert“, kombinieren. Er will sich an dessen Theorie orientieren, um eine Systematik der gesellschaftlich relevanten Bilder zu erarbeiten, die hilft, die Massen an täglich nachschießenden Bildern einzuordnen und zu klären, was diese eigentlich wollen und sollen.
Bildkommunikation von besonderem Interesse
„Es gilt herauszuarbeiten, mit welchem Ziel, für welche Funktion, nach welcher Logik, mithilfe welcher Ästhetik die verschiedenen Bildsorten welches Wissen kommunizieren wollen“, sagt Bardmann. In den nächsten anderthalb Jahren wird er sich damit beschäftigen. Seine Studierenden weiß er in guten Händen. Dank der Förderung ist seine Vertretung geregelt, ein Nachwuchswissenschaftler bekommt die Chance sich zu beweisen. Und in Hinsicht auf seine Studierenden sagt er: „Das Thema Bildkommunikation ist für unsere Studiengänge Kulturpädagogik sowie Kulturpädagogik und Kulturmanagement von besonderem Interesse, wird doch unsere Kultur so umfassend wie nie zuvor nach visuellen Gesichtspunkten gestaltet und bewertet. Es gehört zum Kernbereich heutiger Medienkompetenz, Bilder vor dem Hintergrund ihrer gesellschaftlichen Zusammenhänge interpretieren und kritisch bewerten zu können.“
Origialmeldung:
Quelle: Hochschule Niederrhein
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