Forschungsprojekt „STellaR“ der FH Bielefeld will Onlineberatungen nutzen, um Soziale Arbeit in den ländlichen Raum zu bringen.
© Edward Jenner
Bielefeld, 6. Novemebr 2020. Der Bedarf an Beratungsangeboten in der Sozialen Arbeit ist groß. Doch insbesondere in ländlichen Gebieten mangelt es oft an Beratungsmöglichkeiten und Fachkräften vor Ort. Der Reiseaufwand oder fehlende finanzielle Mittel erschweren oder verhindern den Zugang zusätzlich. Im Forschungsprojekt „STellaR“ (Stationäre Telepräsenzberatung im ländlichen Raum) erarbeiten Forschende der Fachhochschule (FH) Bielefeld und der Universität Trier nun ein Konzept, wie der Bedarf durch digitale Sprechstunden in ländlichen Kommunen abgedeckt werden kann.
Telemediale Beratung
„Im Fokus von STellaR steht die Kommunikation per Video, um einer persönlichen Beratungssituation möglichst nahe zu kommen“, sagt Prof. Dr. Udo Seelmeyer, Leiter des Forschungsprojektes und Professor für Sozialarbeitswissenschaft am Fachbereich Sozialwesen der FH Bielefeld. Bestehende öffentliche Gebäude, wie beispielsweise Familienzentren oder Stadtbibliotheken, sollen um einen speziell ausgerüsteten Raum erweitert werden, der eine telemediale Beratung durch Fachkräfte ermöglicht, die nicht vor Ort sind. „Für bestimmte Gruppen, beispielsweise ältere Menschen oder Personen mit niedrigem Bildungsstand, ist es oft schwierig, im Internet geeignete und seriöse Beratungsangebote zu finden. Zusätzlich können fehlende technische Ausstattung und Nutzungskompetenz die Gefahr eines Ausschlusses von Beratungsmöglichkeiten erhöhen“, so Seelmeyer.
Vorteile der digitalen Beratung
Die Videoberatung in Institutionen vor Ort kann somit einen wichtigen Beitrag leisten, um Soziale Arbeit in den ländlichen Raum zu bringen. Wichtig ist jedoch, dass das Angebot auf die tatsächlichen Bedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer angepasst wird. Aus diesem Grund werden die Zielgruppen von Beginn an eingebunden: „Mit Unterstützung der Kommunen und Träger vor Ort organisieren wir Workshops, in denen Modelle, Bedingungen und Anforderungen erörtert werden“, sagt Seelmeyer. Die Erprobung erfolgt in Kooperation mit Beratungseinrichtungen der Arbeiterwohlfahrt (AWO) im Unterbezirk Hagen-Märkischer Kreis und der Caritas in der Diözese Magdeburg. In der Hochschule wird außerdem eine Testumgebung eingerichtet, bei der Studierende das Modell in simulierten Beratungsgesprächen technisch und konzeptionell testen.
Digitale Zwillinge
Ein wesentlicher Bestandteil des Konzepts ist die Arbeit mit sogenannten „Digitalen Zwillingen“, bei der die Nutzerinnen und Nutzer zusammen mit Fachkräften in einem Dokument arbeiten können. „Physische Dokumente und ihre digital Twins in unterschiedlichen Bearbeitungszuständen an verschieden Orten und Zeiten konsistent zu halten, ist eine wissenschaftliche und technische Herausforderung“, erklärt Informatikprofessor Dr. Dominic Becking vom Campus Minden der FH Bielefeld, der die innovativen technischen Lösungen, die für dieses Projekt erforderlich sind, erforscht und entwickelt. Prof. Dr. Marc Weinhardt, Professor für Sozialpädagogik an der Universität Trier, befasst sich unter anderem mit den konzeptionellen Fragen zur Ausgestaltung der Telepräsenzberatung, sowie zur Qualifizierung der Beraterinnen und Berater.
Gefördert wird das Forschungsvorhaben STellaR mit 1,3 Mio. Euro durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Förderprogramms „Forschung an Fachhochschulen“. Die Laufzeit beträgt vier Jahre. Die Projektergebnisse werden mit Unterstützung der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (BAGFW) e.V. sozialen Einrichtungen bundesweit vorgestellt und zugänglich gemacht und sollen auch auf Beratung in anderen Branchen übertragbar sein.
Originalmeldung:
Link
FH Bielefeld
Leiter Hochschulkommunikation
Dr. phil. Lars Kruse
+49 (0)521 106 7754
presse@fh-bielefeld.de