Kurzinterview mit Porzelina-Gründerin Alina Eynck
Sexspielzeug aus Porzellan
Alina Eynck stellt in ihrem Startup „Porzelina“ Sextoys aus Porzellan her, die im Gegensatz zu herkömmlichen Kunststoff-Produkten keine Schadstoffe abgeben und zudem umweltfreundlicher sind. Für ihr innovatives Design erhielt sie den Red Dot Award 2022 sowie den German Design Award 2023.
Wie ist die Idee für das Unternehmen entstanden?
Die Idee entstand im Designstudium. Wir sollten das Material „Gips“ kennenlernen und ich wollte etwas mit Sinn schaffen. Einen Alltagsgegenstand aus Gips herzustellen, ist jedoch gar nicht so einfach. Da es aber zum Formenbau für die Porzellanproduktion geeignet ist, habe ich den Ansatz „Sexspielzeug“ mit in die Porzellanwerkstatt genommen.
Beschreiben Sie uns Ihren Weg bis hin zur Gründung. Wie viel Zeit verging von der Idee bis zur Marktreife?
2014 habe ich den ersten Porzellan-Dildo ausgestellt und das Projekt in den folgenden Semestern immer mal wieder weiterentwickelt. Für meine Masterthesis habe ich die Idee dann methodisch in Angriff genommen. Kern davon waren die verschiedensten Anforderungen zwischen Anatomie, Material und Ästhetik. Im März dieses Jahres wurde es schließlich offiziell und seit August sind die Produkte online unter www.porzelina.de erhältlich. 8 Jahre von der Idee zur Marktreife sind ein langer Weg und jede Station war da richtig und wichtig für mich.
Ist das Produkt im Laufe des Prozesses verändert worden oder sind Sie von Beginn an bei Ihrer Idee geblieben?
Was aus der Idee am Anfang herauskam, ist ganz anders als das, was jetzt aus der intensiven Produktentwicklung entstanden ist. Zum einen war es damals lediglich der Dildo – nun gibt es auch eine Liebeskugel und ein Analtoy, um eine grundlegende Produktpalette anzubieten. Zum anderen sind die Produkte jetzt in jeder Kurve, jedem Detail durchdacht. Es macht viel aus, wenn Fokusthemen, wie die Ergonomie, genau analysiert werden und wissenschaftliche Erkenntnisse in die Produktentwicklung einfließen.
Wie gestaltete sich die Finanzierung Ihrer Gründung?
Durch das Gründerstipendium NRW konnte ich mich nach dem Studium persönlich finanzieren, für die weiteren Kosten habe ich einen Kredit aufgenommen, der komplett in das Unternehmen fließt. Für weitere Entwicklungsprojekte in der Zukunft könnte eine Zusammenarbeit mit Investor:innen interessant werden.
Was waren die größten Schwierigkeiten, die Sie auf Ihrem Gründungsweg überwunden haben?
Da kann ich mich nicht für eine Antwort entscheiden:
Eine inhaltliche Hürde war, dass die Wissenschaft sich nicht ganz einig ist, was die intime Anatomie angeht. Teils widersprechen sich Informationen und da war es eine Herausforderung, die richtige Formgebung zu finden, besonders weil jeder Mensch etwas anders gebaut ist. Da das Material nicht biegsam ist, muss die Form umso präziser ausgetüftelt sein. Laut Feedback ist das super gelungen – das macht mich sehr stolz.
Eine organisatorische Hürde war, dass der Kredit ein wenig zu spät kam, sodass ich meine Küche in Startup-Manier zur Gipswerkstatt umfunktionierte, um selbst die Gips-Formen für die Produktion zu bauen. Das hört sich lustig an, war in den zwei Wochen allerdings ziemlich anstrengend und frustrierend – mittlerweile kann ich darüber lachen.
Eine Dauerhürde ist die Solo-Gründung. Das war – und ist – nicht einfach: Produktion, Finanzen, Marketing, Website, Packaging… Innerhalb von 9 Monaten komplett von Null an alles selbst aufzubauen und nebenbei den Laufzettel für die Gründung zu bearbeiten, war ehrlich gesagt sehr anstrengend. Umso dankbarer bin ich für Unterstützung von der TH, meinen Coaches vom Gründerstipendium und auch meinem persönlichen Netzwerk. Wenn ich nicht weiterwusste, konnte ich mit da Rat holen und so habe ich dann doch eine Art „Team“.
Beschreiben Sie unseren Leser*innen einen typischen Arbeitstag während der Gründungsphase.
Einen typischen Arbeitstag gab es bei mir während der Gründung nicht. Ich habe gefühlt jeden Tag etwas anderes gemacht und je nach Pandemie-Lage haben sich die Aufgaben in der Ausführung anders abgezeichnet. Es gab Phasen, in denen ich mich viel mit dem Finanzplan auseinandergesetzt habe, manchmal war ich für das Prototyping im Makerspace an der TH, ab und zu auf Networking-Veranstaltungen, hier und da habe ich meine Coach:innen online oder real getroffen. Trotzdem habe ich versucht, eine gewisse Routine für morgens und abends zu entwickeln, das gibt ein bisschen Halt.
Welche nächsten Ziele streben Sie an?
Wir sind dank der internationalen Awards gerade dabei den EU-weiten Markt zu erschließen. Außerdem sollen kurzfristig Farbvarianten oder, je nach Kundschafts-Feedback, Größenvarianten entstehen.
Langfristig arbeite ich weiterhin im Hintergrund an technologischen Innovationen. Besonders beim letzten Punkt könnte es in Sachen Investment interessant werden. Es bleibt also spannend!
Wir danken herzlich für das Gespräch! Wir wünschen Alina Eyck weiterhin viel Erfolg und für die Zukunft alles Gute!
Weitere Infos zu Porzelina finden Sie hier: www.porzelina.de
Weitere Infos zur TH Köln finden Sie hier: https://www.th-koeln.de