Kurzinterview mit Think-it-Mitgründer Joscha Raue
Das StartUp, das Grenzen überwindet.
Um einer Talentflucht in nordafrikanischen Ländern vorzubeugen, haben Absolventen der TH Köln das Startup „Think-it” gegründet. Es ermöglicht jungen Menschen nach einer Ausbildung im IT-Bereich in ihrer Heimat zu bleiben und dort zu arbeiten. Das Kurz-Interview mit Think-it Mitgründer Joscha Raue gewährt einen Einblick:
Herr Raue, Können Sie vorab einmal kurz beschreiben was genau Sie machen, was hinter der Idee „Think-it“ steckt?
Unser Gründerteam hat sehr unterschiedliche Lebenswege, aber wir teilen eine wesentliche Überzeugung: dass wir Technologie dazu nutzen können, menschliches Potenzial auszuschöpfen. Wir sehen eine riesige Möglichkeit, denn Unternehmen auf der ganzen Welt befinden sich in der digitalen Transformation und die Kompetenzen, die dazu benötigt werden, sind im lokalen Markt schwer zu finden und außerordentlich teuer. Währenddessen entwickelt sich Nordafrika zu einem der stärksten Märkte für Tech Talent, bleibt dabei aber bisher meist unbeachtet.
Wir haben Think-it 2017 gegründet, um diese unterschiedlichen Welten miteinander zu verbinden. Inzwischen identifizieren, fördern und integrieren wir herausragende Talente in AI & Cloud Technologien aus Nordafrika weltweit mit innovativen Partner-Teams. Wir nutzen einen kollektiven Ansatz, um Talente virtuell zu fördern und in Teams zu integrieren, und helfen innovativen Unternehmen, wie z.B. BMW’s AI Labs, Hidden Champions und stark wachsenden Startups dabei, leistungsstarke Tech-Teams aufbauen und ihre internen Innovationskapazitäten zu stärken.
Was ist Ihr Ziel, was wollen Sie mit „Think-it“ erreichen?
Wir glauben fest daran, dass die Future of Work offen, inklusive und virtuell ist, und dass der zukünftige Erfolg heutiger Top-Unternehmen von ihrer Kompetenz abhängen wird, neue Personalstrategien zu nutzen. Diese umfassen innovative, flexible Arbeitsmodelle und die reibungslose Zusammenarbeit über Grenzen hinweg.
Die stark gestiegene Nachfrage nach Agile Remote Hiring ist unser Sweet Spot. Wir ermöglichen es, einfach, schnell und günstig die richtigen Talente oder Teams einzustellen, während wir sämtliche Themen rund rum Talententwicklung mit einer einzigartigen Teamkultur in unserem Hub in Tunis abdecken. Wir stellen die notwendige Expertise für lokales Recruiting, kontinuierliches persönliches Wachstum und Remote Integration – damit sich innovative Teams in Deutschland vollständig auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können.
Unser langfristiges Ziel ist es, das Potenzial junger Talente zu erschließen, indem sie mit zukunftsorientierten Teams über Grenzen hinweg an Lösungen für die größten Herausforderungen unserer Zeit arbeiten. Wir sind der Überzeugung, dass es dringend mehr kluge Köpfe braucht, die sich den wesentlichen Problem unserer Zeit annehmen. “We are on a mission to becoming one of the world’s most inclusive and highest-performing hubs of human-centric excellence.”
Was war bisher Ihre wertvollste Erfahrung im Prozess der Gründung?
Für mich war und ist die wertvollste Erfahrung im Gründungsprozess, konstant seine Grenzen zu erkennen und darüber hinauszuwachsen. Als Gründer befindet man sich durchgehend in neuen Extremsituationen – die durch diese Situationen gewonnene Selbsterkenntnis und ausgelöste Persönlichkeitsentwicklung fasziniert mich zutiefst, auch wenn jene teilweise sehr schmerzhaft sein können. Aber letztendlich befinden wir uns doch alle auf einem Pfad der “Self”-Exploration – der Erkundung unserer Selbst. Diesen Weg mit einem tollen Team gemeinsam beschreiten und in seine tägliche Arbeit integrieren zu können, ist unbezahlbar.
Sie treffen den NRW-Wirtschaftsminister, was würden Sie sich für das Gründungsland NRW wünschen?
Ich würde mir wünschen, dass NRW als bevölkerungsreichstes Bundesland den Ökosystem-Faktor besser ausspielt, und die Kooperation von Startups, Corporates, sowie wissenschaftliche Institutionen noch besser fördert. Dies beginnt mit mehr Transparenz und Information zum Bezug von Fördergeldern, dem Abbau bürokratischer Hürden beim Bezug von Fördergeldern wie z.B. EXIST, sowie der Incentivierung des Schaffens von Arbeitsplätzen, z.B. durch die Übernahme von Sozialversicherungsbeiträgen in den ersten Jahren der Gründung. Einige dieser Punkte sind sicherlich schwer auf Landesebene durchzusetzen, ebenso wie eine Verbesserung der Breitbandabdeckung, jedoch könnte sich NRW dort als Pionier innovativer Ansätze positionieren.
Was sind die drei wichtigsten Dinge, die Sie Gründern auf den Weg geben würden?
- Gründet nicht, weil es gerade cool ist sondern weil euch ein bestimmtes Problem nicht mehr loslässt, und ihr nicht mehr nicht darüber nachdenken könnt. Das Lebens ist zu kurz, um etwas nachzugehen, für das ihr keine tiefe Leidenschaft verspürt.
- Sprecht mit so vielen potentiellen Stakeholdern wie möglich über euer Problem und Lösung. Ein Unternehmen zu gründen ist verdammt schwer – und wenn eure Idee und Lösung wirklich gut ist, dann wird niemand diese, basierend auf einem Gespräch mit euch, kopieren können – abgesehen davon haben 99% der Leute auch gar kein Interesse daran. Ganz im Gegenteil: schnelles und umfangreiches Feedback hilft euch, eure Ressourcen gut einzuteilen und euch auf das zu fokussieren, was euren Usern oder Kunden wirklich wichtig ist.
- Enjoy the ride! Entrepreneurship ist eine emotionale Achterbahnfahrt und wenn wir unser Ego nicht zu wichtig nehmen, dann ist es in allererster Linie eine tolle Erfahrung mit allen Höhen und Tiefen.
Wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen dem Team des StartUps Think-it weiterhin alles Gute und viel Erfolg!
- Weitere Infos zu Think-it finden Sie hier: www.think-it.io
- Weitere Infos zur Technischen Hochschule Köln finden Sie hier: www.th-koeln.de