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Inklusive Alltagshilfen für Jugendliche

TH Köln: Inklusive digitale Alltagshilfen für Jugendliche – Forschung unter Corona-Bedingungen.

(Bild: TH Köln).

© TH Köln

Köln, 26. Februar 2021. Unter dem Motto „Meine Idee. Meine Lösung“ erprobt die TH Köln mit ihren Partnern in einem interdisziplinären Projekt seit Mitte 2019 partizipative Methoden, mit denen Kinder und Jugendliche in sozialen Einrichtungen eigene digitale Hilfen zur Alltagsbewältigung entwickeln können.

Die nur eingeschränkt möglichen persönlichen Begegnungen in der Corona-Pandemie haben das Team bereits in der ersten Projektphase zu einer veränderten Herangehensweise gezwungen: Anstelle von realen Kontakten findet der Austausch digital statt. Unter anderem wurden spielerische digitale Forschungsaufträge, sogenannte „Probe Kits“, zur Bedarfserhebung und Ideenentwicklung getestet.

„Kinder und Jugendliche in stationären Einrichtungen erleben oft eine mangelnde digitale Teilhabe. In unserem Forschungsprojekt möchten wir deshalb innovative Ansätze entwickeln, mit denen unsere Zielgruppe selbstständig Technologie entwickeln kann – unterstützt durch Forschende und Studierende aus Informatik, Design und Sozialer Arbeit“, erklärt Projektleiterin Prof. Dr. Isabel Zorn vom Institut für Medienforschung und Medienpädagogik der TH Köln.

Die geplanten ersten Schritte im Projekt – die Heranführung der Betroffenen in den Einrichtungen an die technischen Möglichkeiten sowie die Bedarfserhebung – wurden abrupt beendet, als im Zuge der Corona-Maßnahmen ein Betretungsverbot für die Einrichtungen festgelegt wurde. „Da nicht absehbar war oder ist, wann ein Kontakt vor Ort wieder möglich ist, haben wir uns entschieden, auf digitale Forschung umzuschalten“, so Zorn.

Digitale Probe Kits zur Ideenentwicklung und Bedarfserhebung

Um den Kontakt mit den Kindern und Jugendlichen wieder aufnehmen zu können, entwickelten die Forscherinnen und Forscher sogenannte Probe Kits – digital übermittelte Fragen und Forschungsaufträge, mit denen die Jugendlichen ihr Umfeld beschreiben und reflektieren: etwa ihre Nutzung des Handys im Alltag, Überlegungen zur Technik in 35 Jahren oder Dinge in der Einrichtung, die „nerven“.

„Unsere Fragen und Methoden wurden gut angenommen und liefern spannende Einblicke in das Leben der Jugendlichen. Es ist erstaunlich, wie schnell der Transfer stattfindet und die Jugendlichen auf technische Hilfestellungen zu sprechen kommen. Trotzdem ersetzt es den persönlichen Kontakt nicht“, so Zorn. Im nächsten Schritt sollen die Jugendlichen ein Technik Kit bekommen, das im Projekt gerade entwickelt wird. Mit Mini-Server und „Internet of Things“-Elementen können sie dann erste Prototypen bauen – etwa für ein einfaches Rufsystem, denn dass Betreuungspersonen nicht aufzufinden seien, war ein häufig angesprochenes Problem.

Datenschutz und Kommunikation per Messenger

Zudem beschäftigten sich die Projekt-Partner mit Grundsatzfragen der digitalen Forschung wie dem Datenschutz. Denn die Forschungsfreiheit und die Persönlichkeitsrechte können in einem Konflikt stehen; so kann der Schutz dieser Rechte die Forschungen stark einschränken. Auf Basis einer intensiven Auseinandersetzung mit datenschutzrechtlichen und ethischen Anforderungen an die digitale Forschung entstanden deshalb Kriterien zur allgemeinen Datenverarbeitung, um Forschung im Einklang mit der Datenschutzgrundverordnung zu ermöglichen.

Ein weiteres Problem besteht in der Kommunikation mit den Kindern und Jugendlichen. „Ein großer Teil der digitalen Kontakte findet über Messenger-Dienste auf dem Smartphone statt. Die gängigsten Anwendungen erfüllen aber nicht die Mindestanforderungen des Datenschutzes, um damit Forschungsdaten zu erheben“, sagt Zorn. Auf der Grundlage von Kriterien wie Verbreitung, Verfügbarkeit, Kosten, Benutzerfreundlichkeit und Datenschutz prüfte das Team vier Apps.

Dabei setzte sich die Business-Lösung eines Schweizer Messenger-Anbieters durch und wird künftig im Projekt verwendet. Diese ermöglicht es, eine Lizenz zu kaufen und mittels Lizenzschlüssel kostenfrei an die Teilnehmenden weiterzugeben. Für den zentralen Erwerb wurde eine Vereinbarung zur Auftragsverarbeitung abgeschlossen, die Datenschutz und Geheimhaltung gewährleistet. „Ein Administrator kann alle Einstellungen für die Teilnehmenden exakt vorkonfigurieren, was den Einstieg erleichtert. Zudem verfügt die Anwendung über weitreichende technische Schnittstellen, die andere Apps nicht anbieten“, so Zorn.

Forschungsergebnisse

Die gewonnenen Erkenntnisse und entwickelten Methoden werden nach Projektabschluss als frei verfügbare Workshop-Konzepte und als Open Source Technologien zur Verfügung gestellt. Dies soll interessierte Einrichtungen in die Lage versetzen, Seminare zur Entwicklung technischer Alltagshilfen zu organisieren. Zur dauerhaften Nutzung und Weiterentwicklung ist zudem der Aufbau einer digitalen Community-Plattform geplant, die sich an Sozialarbeitende, Betroffene, Selbsthilfeinitiativen und Technikexpertinnen und -experten wendet.

Das Forschungsvorhaben „INTIA – Inklusive Entwicklung von Methoden und Technologien für Hilfen zur Alltagsbewältigung in der Behinderten- und Erziehungshilfe“ wird an der TH Köln von Prof. Dr. Isabel Zorn (Institut für Medienforschung und Medienpädagogik), Prof. Dr. Stefan Bente und Prof. Dr. Christian Kohls (Cologne Institute for Digital Ecosystems) sowie Prof. Birgit Mager (Köln International School of Design) durchgeführt und ist Teil des Forschungsschwerpunkts „Digitale Technologien und Soziale Dienste“. Partner sind die Diakonie Michaelshoven, die Evangelische Jugendhilfe Godesheim gGmbH und die Fachstelle Jugendmedienkultur NRW. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Vorhaben über vier Jahre bis Mai 2023.

Originalmeldung:
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Ansprechpartner:
TH Köln
Sybille Fuhrmann
Leiterin Hochschulkommunikation
0221 8275 3051
sybille.fuhrmann@th-koeln.de

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2021-02-26T15:58:19+01:0026.02.2021|Kategorien: Gesellschaft|Tags: |

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