FH-Forschungsprojekt zu Auswirkungen von Pferdetransporten bei hohen Außentemperaturen
© privat / Simone Ochsenfarth
Soest, 21. August 2023.Auch wenn der Sommer 2023 in der Region Südwestfalen gefühlt eher kühl und nass als heiß war, ist das Thema Klimawandel und die damit verbundenen häufiger auftretenden und länger andauernden Hitzeperioden insgesamt spürbar. Vor allem für Tiere, die hohe Temperaturen durch natürliche Körperfunktionen wie das Schwitzen nicht gut ausgleichen oder nicht in kühlere Räume ausweichen können, bedeutet Hitze Stress. Transporte von Schlachttieren unterliegen gesetzlichen Regelungen, aber was ist mit Sport- und Freizeitpferden? Ein Team von Wissenschaftler*innen der Fachhochschule Südwestfalen hat sich dieser Frage im Rahmen eines Forschungsprojekts gewidmet.
„Auswirkungen von Pferdetransporten bei Hitze – Status Quo erfassen, Reduktionsmöglichkeiten identifizieren und Aufklärung fördern“ – so der vollständige Titel des Forschungsprojektes, das, gefördert vom Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen, mit einer Laufzeit von eineinhalb Jahren bald zum Abschluss kommen wird.
Die Idee dafür stammt von Merle Ochsenfarth, die das Thema Pferdetransporte zunächst empirisch im Rahmen ihrer Master-Arbeit im Fach Agrarwirtschaft an der FH erforscht hat. Hintergrund war, dass ein Tiertransportverbot ab 30° Celsius für Nutztiere bereits auf politischer Ebene diskutiert wird. Prof. Dr. Marc Boelhauve hat sie dabei unterstützt und Potenzial für ein umfangreicheres Projekt gesehen. So hat die wissenschaftliche Mitarbeiterin gemeinsam mit ihrer Kollegin Franziska Fiege in diesem und dem vergangenen Sommer viele verschiedene Reitsportturniere in NRW besucht, um ins Gespräch mit Pferdehalter*innen zu kommen.
„Grundsätzlich haben Pferde als ursprüngliche Steppentiere eine der besten Thermoregulationsfähigkeiten. Kaum ein Tier kann über die Haut schwitzen, Pferde schon. So liegt die Wohlfühltemperatur bei Pferden zwischen 5 bis 15 Grad, bei Menschen zwischen 18 und 23 Grad“, erklärt Franziska Fiege. Die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) sowie der Pferdesportverband Westfalen e.V. hatten das Projekt schon vor Beginn der Turnier-Saison beworben. Auch deshalb wurden die Befragungen von den Pferdehalter*innen im Rahmen der Sportveranstaltungen sehr aufgeschlossen und positiv aufgenommen.
Die Gespanne wählten die Agrar-Ingenieurinnen nach dem Zufallsprinzip aus, darunter Anhänger und Transporter, auf dem die Pferde in Fahrtrichtung, quer oder rückwärts stehen, Hänger mit unterschiedlichen Belüftungstechniken und teilweise mit Klimaanlage. Das Team hatte einen standardisierten Fragebogen entwickelt, um Daten wie Alter, Größe, Geschlecht und Rasse des Pferdes sowie die Häufigkeit von und die Erfahrung mit Transporten zu erfassen.
Zusätzlich konnten die Befragten Angaben machen, wie das Pferd auf den Transport vorbereitet wird, wie die Wartezeiten während des Turniers zwischen Prüfungen gestaltet werden, wie Futter- und Wasserbedarf gedeckt werden etc. Bei den Turnieren wurden einfachere Untersuchungen, wie das Messen der Rektaltemperatur, Zählung der Atmung, der Hautfaltentest oder das Begutachten der Schleimhäute als Indizien für eine mögliche Dehydrierung, durchgeführt. Die Außentemperaturen lagen im Untersuchungszeitraum zwischen 17 und 34,5° Celsius.
„Erfreulicherweise konnten bei keinem der gut 150 untersuchten Pferde Auffälligkeiten festgestellt werden. Ein paar haben geschwitzt, aber das ist bei hohen Temperaturen ja durchaus gut. Insgesamt hatten wir es mit sehr verantwortungsbewussten Pferdehalter*innen zu tun, die, wenn es zu heiß ist, zuhause bleiben oder zwischen den Prüfungen nach Hause fahren, um die Tiere zu schonen“, freut sich Merle Ochsenfarth über das gute Ergebnis.
Das bestätigen auch die zuvor geführten Interviews mit Expert*innnen, darunter Tierärzt*innen, Berufsreiter*innen, Transporteur*innen und Turnierveranstalter*innen. „Pferde sind nicht nur wertvolle Tiere, die Halter*innen haben auch eine sehr emotionale Bindung zu den Tieren und tun möglichst alles für das Wohlbefinden. So passen sie das Management bei Hitze entsprechend an, sorgen für ausreichend Wasser und Raufutter, um die Wasserspeicher im Darm auf konstant hohem Niveau zu halten. Außerdem werden Transporte in kühlere Tageszeiten gelegt und Staus möglichst vermieden“, ergänzt Ochsenfarth.
Ein erstes Fazit lautet, wenn es zu Problemen aufgrund hoher Temperaturen kommt, fallen diese weniger während des Transports, sondern eher bei den Standzeiten auf dem Transportmittel generell an, da hier der kühlende Fahrtwind fehlt. Die Wissenschaftlerinnen empfehlen, die Tiere unbedingt abzuladen, schattige Zonen zu suchen sowie für ausreichend Abkühlung und gute Lüftung zu sorgen. Noch sind Merle Ochsenfarth und Franziska Fiege mit der Auswertung der Daten beschäftigt, ein ausführlicher Abschlussbericht wird in Kürze folgen und über die Homepage der FH abrufbar sein unter www.fh-swf.de.
Originalmeldung:
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