Wissenschaftler der FH Münster führen Expertenbefragung mit Unternehmensberatung durch
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Münster, den 14. Februar 2023. Das Thema Nachhaltigkeit ist allgegenwärtig. Das gilt nicht nur für Unternehmen und Verbraucher*innen, auch in der Finanzbranche hat diese Entwicklung Einzug gehalten. Kreditinstitute sind inzwischen regulatorisch gefordert, Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien (ESG-Kriterien) bei der Kreditvergabe und -überwachung zu berücksichtigen. Wie das in der Praxis gelingt, haben Prof. Dr. Ulrich Balz, Prof. Dr. Christian Tallau sowie Dr. André Perusso vom Fachbereich Wirtschaft der FH Münster, der Münster School of Business (MSB), gemeinsam mit dem Hamburger Beratungsunternehmen PPI AG untersucht.
An der Onlinebefragung nahmen Fach- und Führungskräfte von 76 deutschen Banken und Sparkassen teil. Im Fokus standen institutsspezifische Herausforderungen bei der Implementierung von ESG-Anforderungen und erste Erfahrungen aus der Praxis. „Angesichts der Relevanz des Themas und der Schwierigkeit, diese Kriterien bei ungenügender Datenlage in eine Kreditentscheidung einzubeziehen, wollten wir herausfinden, wie der aktuelle Stand der Umsetzung ist“, erläutert Perusso die Motivation für die Studie. Die Expertenbefragung konzentrierte sich sowohl auf die Methoden zur Bewertung von ESG-Kriterien als auch auf die Abwägung rechtlicher Aspekte und prozessbezogener Auswirkungen.
Die Ergebnisse zeigen: Bislang spielen ESG-Risiken in der Kreditvergabe bereits bei 38 Prozent der befragten Institute eine Rolle. „Vieles befindet sich aber noch in der Planungsphase“, sagt Balz. „Insbesondere bei kleineren Instituten, wie zum Beispiel Sparkassen und Genossenschaftsbanken, ist das der Fall.“ Eine große Mehrheit der Institute plane aber, diese zukünftig zu berücksichtigen. Dabei werden den Umweltrisiken, also Faktoren wie Energieeffizienz, Ressourcenverbrauch und Treibhausgasemissionen, mit deutlichem Abstand die höchste Bedeutung beigemessen. 37 Prozent der Institute gaben außerdem an, dass sich die Kreditwürdigkeit eines Kunden oder einer Kundin durch eine positive ESG-Einschätzung verbessern könne. Leichte Kritik äußerten die Befragten an den Aufsichtsbehörden. Demnach werden die Anforderungen von einer knappen Mehrheit der Befragten als „angemessen“ angesehen; die Erwartungen seien jedoch nicht ausreichend beziehungsweise verständlich kommuniziert worden.
„Die Umfrage liefert wertvolle Einblicke zum Stand der Berücksichtigung von ESG-Risiken im Kreditprozess und kann als Grundlage für Vergleiche des aktuellen Stands einer einzelnen Institution mit anderen dienen“, so Tallau. „Sie beleuchtet die Bereiche, die die meiste Aufmerksamkeit erfordern, darunter die Aspekte der Datenerfassung und Modellentwicklung.“ Die Lücke zwischen Planung und Umsetzung gibt Berater*innen die Gelegenheit einzugreifen und Kreditinstitute bei der Entwicklung besserer, robusterer Modelle zu unterstützen. Alle Ergebnisse der Studie können online auf ppi.de angefordert werden.
Originalmeldung:
https://www.fh-muenster.de/hochschule/aktuelles/pressemitteilungen.php?madid=9075
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