HSPV untersucht Fremdenfreundliche/-feindliche Einstellungen bei der Polizei NRW.
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Köln, 2. Oktober 2020. Am 13. August 2020 stellten Dr. Nora Krott vom Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld, Kriminaldirektorin Ines Zeitner und Prof. Dr. Eberhard Krott (beide HSPV NRW) die Forschungsprojekte UMFELDER 1 und UMFELDER 2 im Ministerium des Innern NRW vor. UMFELDER ist das Akronym für „Umgang mit Fremdheit – Entwicklung im Längsschnitt der beruflichen Erstsozialisation“ und bezieht sich auf fremdenfreundliche und fremdenfeindliche Einstellungen von Polizistinnen und Polizisten.Mit etwa 60 Zuhörerinnen und Zuhörern war die Rotunde im NRW-Innenministerium unter Corona-Bedingungen voll besetzt. Interessiert folgte das Publikum den Ausführungen darüber, wie fremdenfreundliche beziehungsweise fremdenfeindliche Einstellungen bei Polizistinnen und Polizisten erhoben werden und welche Zusammenhänge mit Rollen-identifikation, Sexismus und Respekt dabei erkennbar sein können. Im Anschluss kam es zu einer kurzen, aber lebhaften Diskussion.
Zu Beginn der Veranstaltung begrüßte der Inspekteur der Polizei NRW, Michael Schemke, das Forschungsteam, die Vize-präsidentin der HSPV NRW, Prof. Dr. Iris Wiesner, und das Publikum. Im Anschluss stellten die Forscherinnen und Forscher die Studie UMFELDER 1 vor, in deren Verlauf von 2013 bis 2017 erhoben wurde, welche fremdenfreundlichen beziehungsweise fremdenfeindlichen Einstellungen bei jungen Polizistinnen und Polizisten zu Beginn ihres Studiums vorliegen und wie sich diese im Laufe des Studiums sowie im Rahmen erster beruflicher Erfahrungen verändern.
Gestaltung
„Wesentlich ist dabei, dass Einstellungen und Haltungen der Polizistinnen und Polizisten untersucht werden und nicht auf das konkrete Verhalten im Einsatz abgestellt wird“, betont Ines Zeitner. Die Befragungen wurden zu Beginn des Studiums an der HSPV NRW, nach dem ersten Theorieblock, nach einer Trainingsphase beim LAFP NRW und sechs Monate nach den ersten Praxiserfahrungen durchgeführt. Zu den Ergebnissen der UMFELDER-Studie 1 führt Prof. Dr. Eberhard Krott unter anderem aus: „Über die ersten drei Jahre hinweg ist eine signifikante Abnahme der Fremdenfeindlichkeit erkennbar. Dies ist ein erster Hinweis auf die Wirksamkeit der Module in der Ausbildung, in denen die Polizeistudierenden an der Entwicklung ihrer persönlichen und sozialen Kompetenzen arbeiten.“ Nach den ersten sechs Monaten in der Praxis konnte ein leichter, nicht signifikanter Anstieg der Fremdenfeindlichkeit verzeich-net werden. Hier setzt die zweite UMFELDER-Studie an, welche die festgestellten Effekte über einen längeren Zeitraum prüft.
So startete am 1. März 2019 die Studie UMFELDER 2. Im Rahmen dieses Forschungsprojekts soll nun die abschließende Befragung, etwa 18 Monate nach dem Ende des Studiums, durchgeführt werden – also nach einer deutlich längeren Praxiszeit als bei der ersten Studie. Ziel ist es, unter anderem Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie sich eine längere Berufspraxis auf die Einstellungen und Haltungen der Polizistin-nen und Polizisten gegenüber Fremdheit auswirkt. Zusätzlich wurde das Forschungsdesign von UMFELDER 2 um Erhebun-gen zur Rollenidentifikation bei Polizistinnen und Polizisten, um Fragen zum Thema Sexismus sowie um Items zum Umgang der Bürgerinnen und Bürger mit der Polizei erweitert. Dr. Nora Krott veranschaulichte im Rahmen ihres Vortrags, dass eine positive Rollenidentifikation mit dem Berufsbild Polizei vorteilhafte Auswirkungen auf fremdenfreundliche Einstellungen hat. „Wie wird mit mir als Polizistin/Polizist umgegangen? Welche Rollenerwartungen werden an mich im täglichen Dienst gestellt? Aussagen zu diesen Alltagserfahrungen erhe-ben wir, um ein Gesamtbild der Einstellungen und Haltungen bei Polizistinnen und Polizisten zu erhalten.“
Zukünftige Absichten
Zum Ende des Vortrags erklärt sie: „Nach dem Abschluss der Studie UMFELDER 2 werden für die Polizei NRW umfangreiche und aufschlussreiche Ergebnisse zu den Themen ‚Polizei und Fremdheit‘ sowie ‚Polizei und Respekt‘ vorliegen. Wir können mit den Ergebnissen der UMFELDER-Studien mögliche Veränderungen in diesen Bereichen erkennen und gegebenenfalls Handlungsbedarfe feststellen. Zudem haben wir eine Grundlage für eine proaktive Öffentlichkeitsarbeit. Dies trägt zu einer wissenschaftlich belegten Argumentation für ein politisch sensibles Thema bei.“ Dementsprechend ist es wichtig, dass sich möglichst viele Polizistinnen und Polizisten an der Studie beteiligen, damit repräsentative Gruppenergebnisse vorliegen.
Originalmeldung:
https://www.hspv.nrw.de/fileadmin/Newsletter/2020_09_September/HSPVAktuell_September2020.pdf
HSPV NRW
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