“BeWEGt”: Projektteam zeigte erste Ergebnisse.
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Bochum, 2. März 2020. Wie erleben Familien mit Kindern, die Beeinträchtigungen haben, die Beratung in den Städten Bonn und Bielefeld? Das Pilotprojekt BeWEGt (Wegbegleitende Beratung von Familien mit Kindern mit Beeinträchtigungen) widmet sich dieser Frage – und das gemeinsam mit Familien, mit verschiedenen Netzwerkpartnern sowie der Lebenshilfe Bonn, dem Pflege- und Betreuungsdienst Bethel und den Städten Bonn und Bielefeld.
Ziel des Projektes ist es, Beratungsstrukturen zu einer familienorientierten und wegbegleitenden Beratung weiterzuentwickeln. Hierzu werden alle Interessengruppen (Familien, Leistungsträger, Kostenträger, Kommunen) so eingebunden, dass nachhaltige Beteiligungs- und Finanzierungsstrukturen aufgebaut und erprobt werden können. Am 27. November und 4. Dezember präsentierte das Projektteam um Prof. Dr. Karin Tiesmeyer und Prof. Dr. Dieter Heitmann in Bonn und Bielefeld erste Ergebnisse aus einer quantitativen Befragung, die im Sommer 2019 in den beiden Städten durchgeführt wurde.
Hintergrund ist die Erkenntnis aus vielen Studien, dass Familien einen hohen Beratungs- und Unterstützungsbedarf haben, aber sie zugleich nicht immer gut über die entsprechenden Angebote informiert sind. Zudem sind die richtigen Ansprechpartner_Innen aus ihrer Sicht oft schwer zu finden. In den Städten Bonn und in Bielefeld haben sich bereits gute, koordinierte Ansätze zur Beratung von Familien mit Kindern mit Beeinträchtigungen entwickelt. Die positiven Ansätze in beiden Städten dienen als Basis für eine breitere Analyse und mögliche Weiterentwicklung der Beratungs- und Unterstützungsangebote.
Um aus Sicht der Familien zu evaluieren, inwieweit die bereits vorhandenen Angebote ihren Beratungs- und Unterstützungsbedarfen gerecht werden, wurde in einem partizipativen Verfahren gemeinsam mit professionell Beratenden und Eltern ein umfangreicher Fragebogen entwickelt. Insgesamt 803 Familien füllten einen Fragebogen aus.
In den ersten Ergebnissen zeigte sich, dass in beiden Städten je rund 94 Prozent der Mütter an der Pflege und Betreuung der gesundheitlich beeinträchtigten Kinder beteiligt sind und immerhin auch etwa 74 Prozent der Väter.
Dabei wurde auch deutlich, dass der größte zeitliche Beitrag zur Pflege und Betreuung des Kindes von den Müttern beigesteuert wird. Die Ergebnisse deuten ferner darauf hin, dass in beiden Städten besonders viele Kinder in den Bereichen Kommunikation, Lernen oder „am Gemeinschaftsleben teilnehmen“ beeinträchtigt sind, was auf einen hohen Bedarf an Inklusion hindeutet.
Zudem zeigen die Ergebnisse, dass ein großer Teil der Eltern erst spät von der andauernden Beeinträchtigung ihres Kindes erfahren, bzw. eine ärztliche Diagnose mitgeteilt bekommen haben. Die Ergebnisse zeigen überdies, dass Beratungsangebote sehr unterschiedlich genutzt und als hilfreich erlebt wurden. Während ärztliche Beratung häufig in Anspruch genommen und vom überwiegenden Teil der Eltern als hilfreich eingeschätzt wurde, werden andere Beratungsangebote wie z.B. eine Partnerschaftsberatung seltener in Anspruch genommen. Oder aber Angebote werden von Eltern als weniger hilfreich erlebt. Die genaue Analyse dazu steht noch aus.
Sowohl zu Beginn der kindlichen Beeinträchtigung als auch im weiteren Verlauf haben die Eltern Beratungsangebote in Anspruch genommen, die aus Sicht eines großen Teils der Studienteilnehmer kaum oder gar nicht hilfreich waren. Hierzu sind auch Begleitangebote für Geschwisterkinder zu rechnen. Im weiteren Verlauf des Projekts wird es daher wichtig sein, der Frage nachzugehen, warum bestimmte Beratungsangebote weniger hilfreich waren und was diese Gruppe der Eltern kennzeichnet. Die ersten Studienergebnisse konnten zudem zeigen, dass Eltern sich kindgerechte Beratungsangebote für Kinder mit Beeinträchtigung sowie deren Geschwister wünschen.
Nach der Diskussion der Ergebnisse im Plenum hatten Interessierte die Möglichkeit, an einem Themen-Café teilzunehmen. An vier Tischen tauschten sie sich zu Themen wie „Schnittstellenproblematik bei der Beratung“ oder „Geschwisterkinder im Fokus“ aus und diskutierten erste Lösungsansätze. In diesem Jahr sind hierzu weitere Workshops und Elterninterviews in beiden Städten geplant.
Originalmeldung:
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