Prof.in Dr. Andrea Kienle von der FH Dortmund im Gespräch zu 50 Jahre HAW
Im Rahmen der Kampagne “unglaublich wichtig in NRW – 50 Jahre HAW” befragen wir die Beiratsmitglieder des Hochschulnetzwerks NRW. Hier spricht Prof.in Dr. Andrea Kienle, Prorektorin für Digitalisierung Fachhochschule Dortmund u. a. darüber, wie Hochschulen für angewandte Wissenschaften zur Digitalisierung in der Wirtschaft und Gesellschaft beitragen.
Unglaublich digital! Aktuell erleben wir durch die Pandemie einen Digitalisierungsschub – mit welchen Auswirkungen für die Hochschulen?
Die Hochschulen haben in einem enormen Kraftakt ihre Lehre komplett aufs Digitale verlegt. So wurden Weiterentwicklungen vorangebracht, von denen man vor der Pandemie annahm, sie würden noch Jahre bis zur Umsetzung benötigen: Praktika wurden in den digitalen Raum verlegt, Kolloquien wurden über Videokonferenzen ermöglicht, es wurden Kollaborationstools für alle in den Hochschulen eingeführt. Vieles davon, wie neue Arbeitsformen, digitale Werkzeuge oder die aufgezeichneten Vorlesungen, wird die Hochschule nachhaltig bereichern. Wir freuen uns aber auch wieder auf analoge Kooperation und den direkten Kontakt zu den Studierenden, beispielsweise in Praktika oder in Projekten.
Wie tragen die HAW dazu bei, die Digitalisierung in die Wirtschaft und Gesellschaft hinein zu tragen?
HAW arbeiten in Forschungs- und Lehrprojekten seit jeher mit Partner*innen aus Wirtschaft und Gesellschaft zusammen. Diese beziehen sich auf viele verschiedenen Themen, auch auf die Digitalisierung. Gemeinsam entwickeln wir digitale Lösungen für die Bedarfe der Unternehmen, der Kultur und der Zivilgesellschaft. Zudem haben sich Informationsformate etabliert, die den Dialog zwischen den HAW, der Wirtschaft und Gesellschaft fördern. So findet der bundesweite Digitaltag statt, an dem sich die HAW beteiligen und digitale Innovationen bürgernah vorstellen. Schließlich öffnen die HAW ihre Türen und verfügen über Demonstrations- und Ausstellungsräume.
Neue Anforderungen brauchen neue Bildungsmöglichkeiten. Welche konkreten Angebote werden von den HAW entwickelt und bereitgestellt?
Die HAW müssen Studierende aller Fachrichtungen auf einen souveränen Umgang mit derzeitigen und zukünftigen digitalen Technologien vorbereiten und sie zu einem verantwortlichen Handeln und zur kritischen Reflexion befähigen. Dazu bedarf es eines spezifischen Lehrangebots für alle Fachrichtungen. Darüber hinaus entwickeln die HAWs Studiengänge für die digitale Welt von morgen, zum Beispiel zu den Themen KI und Data Science oder Digitale Transformation. Hier bilden wir die Gestalter*innen des digitalen Wandels aus.
Wie könnte ein digitalisiertes Leben in 10 Jahren aussehen? Welchen Beitrag können HAW dazu leisten?
In 10 Jahren sind alle Prozesse und Dokumente digital. Langwierige Beantragungs- und Bearbeitungszeiten gehören der Vergangenheit an. Für jeden werden Informationen und digitale Angebote individuell bereitgestellt. Dies betrifft Aus- und Weiterbildungsinhalte ebenso wie Vorschläge zur Freizeitgestaltung. Die Bedienung digitaler Geräte wird menschennatürlicher sein. Wir sprechen mit unseren Geräten und sie verstehen Gestik und Mimik. Geräte verhalten sich zunehmend intelligenter und unterstützen uns besser in unseren Entscheidungen. Jedes Gerät hat zudem seine eigene Intelligenz und entscheidet selbstständig. Autonome Fahrzeuge sind ebenso selbstverständlich wie digitale Unterstützung in der medizinischen Diagnostik. Die HAW entwickeln diese Technologien mit. Dabei nehmen sie auch ihre Verantwortung wahr und begleiten die Entwicklungen mit einem kritischen Blick, dass diese Entwicklungen nutzungszentriert gestaltet sind und ethischen Leitlinien sowie dem Datenschutz gerecht werden.
Videostatement von Prof.in Dr. Andrea Kienle (YouTube-Channel 50 Jahre HAW in NRW – unglaublich wichtig)
Wir danken Prof.in Dr. Andrea Kienle für das Interview.