Wasserstoffwirtschaft nachhaltig etablieren. Neues INTERREG VA Projekt an der FH Münster geht an den Start.
Münster, 23. April 2019. Wasserstoff aus Biomasse gewinnen – das geht und zwar mit Hilfe von Bakterien. Diese Technologie als Grundlage für den industriellen Einsatz zu schaffen, ist das Ziel des Projekts BioTecH2 der FH Münster. Gemeinsam mit drei Unternehmen aus Deutschland und den Niederlanden ist das neue Forschungsprojekt, unterstützt durch das INTERREG-Programm, jetzt an den Start gegangen. Bis Ende Juni 2022 versuchen die Partner aus Reststoffen wie Biomasse und Abwässern Biowasserstoff zu gewinnen und damit eine nachhaltige Wasserstoffwirtschaft zu etablieren.
Mit dabei ist der Bio-energiecluster Oost-Nederland (Beon), H2-bv Hydrogen Solutions (NL), und das deutsche Unternehmen PlanET Biogastechnik. Alle haben sich der nachhaltigen Nutzung von Biomasse und Wasserstoff verpflichtet. „Wasserstoff wird in Zukunft eine wichtige Rolle in der Sektorenkopplung spielen. Daher sollen die verschiedenen fachlichen Kompetenzen zum Erfolg des Projektes genutzt werden“, geht Projektleiter Dr.-Ing. Elmar Brügging von der FH Münster auf die grenzübergreifende Zusammenarbeit ein. „Es ist überaus wichtig, sinnvolle Lösungen für die Wasserstoffnutzung zu erarbeiten und zu implementieren. Eine Voraussetzung für die erfolgreiche Zusammenarbeit ist hier Ehrlichkeit und Transparenz“, pflichtet auch Rob Schellekens vom niederländischen Unternehmen H2-bv bei.
Ohne Strom Wasser aufspalten
Besonders wichtig für BioTecH2 ist die Forschungsarbeit von Projektingenieur Tobias Weide. Der Doktorrand hatte im Vorfeld viele Versuche für seine Promotion am Fachbereich Energie – Gebäude – Umwelt zu genau diesem Thema durchgeführt. Davon profitiert jetzt BioTecH2. Denn im Gegensatz zur üblichen Wasserstoffgewinnung benötigt der Ansatz von Tobias Weide keinen Strom, um Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff aufzuspalten. Er nutzt hingegen Biomasse und Abwässer. Diese hat er in Bio-Reaktoren aus der industriellen Abwassertechnik, in denen vergleichbare biologische Prozesse wie in einer Biogasanlage ablaufen, vergoren. Das ist die sogenannte dunkle Fermentation. Am Ende hat er daraus den vielseitig einsetzbaren Wasserstoff gewonnen.
Dass dieses Verfahren funktioniert, hat Tobias Weide mit seiner Arbeit bereits gezeigt. Hier schließt BioTecH2 an. Das Ziel ist es, den kompletten Prozess zu stabilisieren und zu optimieren. In fünf Arbeitspaketen gehen die Projektpartner an die finale Umsetzung heran. Unter anderem untersuchen sie den Stand der Technik zur dunklen Fermentation sowie potenzielle Reststoffe, die besonders gute Wasserstofflieferanten sein könnten. Anschließend steht der Bau und der Betrieb eines halbtechnischen Wasserstoff-Reaktors an, der sowohl möglichst wirtschaftlich als auch möglichst CO2-sparend arbeitet. Das könnte der Ausgangpunkt für eine nachhaltige Wasserstoffwirtschaft und deren Einsatz für die Industrie sein. „Für Beon steht ganz klar die grenzübergreifende Zusammenarbeit im Vordergrund, die ist von uns unbedingt gewollt. Wir freuen uns auf das spannende Projekt“, sagt Frans Feil vom Bio-energiecluster.
„Alle Partner sind sich einig, dass dieses Projekt die Chance bietet, das Thema der Wasserstoff-Gewinnung stärker in den politischen Fokus zu rücken“, fasst Björn Winnesberg von PlanET Biogastechnik die Bedeutung von BioTecH2 zusammen.
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